Übersetzerin für Buchübersetzungen
Ich bin Übersetzerin im Bereich Buchübersetzungen und transsexuell. Was bedeutet das für Sie als Autorin oder Autor eines Buchs? Zunächst erst einmal gar nichts, denn der Beruf des Übersetzers ist gnadenlos Geschlechter neutral. D.h. es gibt sowohl Männer als auch Frauen, die die Worte besonders gut zu setzen wissen. Doch einen Unterschied gibt es bestimmt. Man sagte mir einst, besondere Fähigkeiten werden aus Leid geboren. Meine besonderen Fähigkeiten beim literarischen Übersetzen scheinen also durch meine besonderen Lebensumstände bestimmt. Vielleicht kann ich mich in die Protagonisten, die ich beim Übersetzen eines Buchs kennenlerne, besonders gut einfühlen. Gefühle, die verwirrend und beunruhigend sind, die im Verborgenen keimen, und Wahrheiten, die man sich kaum eingestehen mag, all dies sind Gefühlsregungen, die ich selbst kenne. Beim Übersetzen, so finde ich, gibt der Übersetzer etwas von sich selbst mit in den Text hinein. Jeder weiß, wie unterschiedlich sich beispielsweise Werke Flauberts in unterschiedlichen Auflagen und damit verschiedenen Übersetzungen lesen. Keine Übersetzung gleicht der anderen. Auch ein Schreibstil oder einen Lebensweg ist unterschiedlich. Und hier erwächst einen erneute Frage. Wie viel darf ein Übersetzer von sich selbst mit in das Buch hinein geben? Wie treu am Text muss er bleiben?
Buchübersetzungen so treu wie nötig und so frei wie möglich
Natürlich übersetzen wir Übersetzer das Werk und damit die Gedanken eines anderen. Doch es ist wichtig, Gefühle zu kennen, wenn man sie in ihrer ganzen Intensität beschreiben möchte. Daher denke ich, dass ich gerade als transsexuelle Frau alle Gefühlsschattierungen besonders genau wiedergeben kann. Schließlich habe ich auch alle Reaktionen auf mich und auf mein Coming-out erleben dürfen und müssen. Von vollständiger Ablehnung über Furcht und Ratlosigkeit bis hin zu Ermutigung und den einfachen Worten: „Du bist wunderschön.“ Die meisten Menschen in meinem Leben haben mich glücklicherweise bestätigt. Sowohl in dem, was ich bin, als auch in dem, was ich tue. Das Übersetzen eines Buchs ist etwas, das ich gerne mache. Meine Buchübersetzungen, die ich so treu wie nötig und so frei wie irgend möglich anfertige, klingen lebendig. Manchmal ein wenig trotzig, ebenso, wie ich die Heldin oder den Helden eines Buchs empfinde. Ich fertige also eine relativ freie Übersetzung des Buchs an. Aber gerade deshalb gibt sie die Intention des Buchs umso treuer wider.
Buchübersetzerin für die leisen Töne
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerade schüchtern rüberkomme. Doch ich bin kein oberflächlicher Mensch. Ich sehe mich daher als Buchübersetzerin auch und gerade für die leisen Töne. Ich kann gut Buchpassagen übersetzen, in denen viel zwischen den Zeilen steht. Gerne übersetze ich epische literarische Formen. Gerne verfasse ich feierliche Buchstellen in einem getragenen Stil. Bei eher historischen, deutsch-deutschen Werken bringe ich ebenfalls viel Erfahrung ein. Als Amerikaner, der die deutsche Kultur sehr genau kennt, kann ich sogar deutsche Worte benennen, die unterschiedlich besetzt sind. Ich beobachte genau. Daher kann ich Figuren und Gesten sehr treffend in der Übersetzung beschreiben.
Übersetzerin, die das Übersetzerhandwerk liebt
Bei meinen Buchübersetzungen schreibe ich in einem lockeren, flüssigen Stil. Ich mag den feinsinnigen Humor. Gerade bei Wortspielen und Situationskomik kann ich als Übersetzerin mein handwerkliches Können zeigen. Ich sehe das Übersetzen gerne als Handwerk. Schließlich feilt man am Ausdruck, glättet und poliert Sätze. Oder anders gesagt: Erst wenn man einer Buchübersetzung nicht anmerkt, das es sich um eine Übersetzung handelt, dann ist es eine exzellente Übersetzung. Die hohe Kunst am Übersetzen besteht also darin, dass man die Spuren des Hobels und der Feile nicht mehr bemerkt. Wenn ich Bücher, wie Autobiographien übersetze, gehe ich stark auf den Schreibstil des Verfassers des Buchs ein. Ich erkenne Alliterationen oder Stabreime. Und ich erhalte sie. Ich möchte, dass ein gut geschriebenes Buch nichts an seiner Originalität einbüßt. Ich liebe das Übersetzerhandwerk. Gerne übersetze ich tiefsinnige Werke. Aus meinen Buchübersetzungen spricht das Ungesagte, das dennoch mitschwingt.
Buchübersetzungen machen mich neugierig
Buchübersetzungen wecken meine Neugier mit jeder Zeile, jedem Abschnitt und jedem Kapitel, das ich übersetze. Denn ich finde, dass jeder Text etwas Neues in sich birgt. Darin steckt auch die Herausforderung. Man muss sich in einen Text einarbeiten, man muss das Fachgebiet genau ausloten, die Fachbegriffe müssen einfach stimmen. Auf der anderen Seite ist auch sprachliche Meisterschaft gefragt. Es geht darum, mit Worten Aufmerksamkeit zu erringen. Da ich auch PR-Texte übersetze, verwende ich viel Zeit in die Gestaltung der Überschrift eines Kapitels. Sie soll Neugierde wecken, etwas über den Charakter des Buchkapitels aussagen, ohne zu viel preiszugeben. Und genau diese Neugierde ist es, die ich am Übersetzen so faszinierend finde. Neugierde, was der nächste Abschnitt des Buchs bringt. Denn ich finde, dass ich bei jedem Übersetzen eines Buchs etwas lerne, mir aus dem Buch etwas mitnehme, sei es Wissen, sei es Lebenserfahrung. Und daher bin ich Übersetzerin. Aber ich bin auch transsexuell. Diese Mischung ist es, die mich zu einer Übersetzerin und zudem zu einer Autorin machte. Diese Mischung ist es, die dazu führte, dass meine Gefühle und inneren Wahrheiten sich durch Worte an die Oberfläche bahnten. Schreiben ist ein Weg zur Klarheit. Hat man erst einmal alles niedergeschrieben, sieht man die Dinge viel klarer. Wenn Sie als Autor oder Autorin etwas Ähnliches erlebt haben, dann bin ich mit Ihnen sozusagen auf einer Welle. Dann können wir gemeinsam dazu beitragen, dass Ihr Buch auf Englisch die Menschen, die es lesen werden, berührt.