Übersetzerin für Novellen - heitere und auch fromme Novellen übersetzen wir gerne
Als Übersetzerin übersetze ich vor allem Novellen frommer Natur. Hier ein Übersetzungsbeispiel: „Wenige Tage nach dem Begräbnis und dem Versiegeln der Fabrik muss er die Berufung zum Priester gefühlt haben, jedenfalls war er Hals über Kopf in ein Seminar geflüchtet, wo sie ihn, wie er begeistert nach Hause schrieb, mit offenen Armen empfangen hätten.“ Dieser Auszug aus einer Novelle wurde von Thomas Hürlimann verfasst. Der Titel der Novelle ist „Fräulein Stark“. Er zeigt einen Menschen, den jungen Jakobus, der „demütig vor Gott“ als Prediger sehr begabt war, eine geschliffene Rede führte und bereits am Anfang seiner Karriere nach Rom berufen wurde. Hier tritt er ein, in den „vatikanischen Schmelztiegel“. Er trifft auf „hager-strenge Jesuiten“. Manchmal ist die Novelle, trotz frommer Ansätze, etwas ratlos in der Beantwortung der scholastischen Frage: „Wie viele Engel, da sie doch wesenlos seien, auf einer Nadelspitze Platz hätten“.
In der von mir übersetzten Novelle werden viele Fragen aufgeworfen, nicht nur zum Papst, sondern auch Fragen zur Gegenwart und zur Vergangenheit. Als Übersetzerin lasse ich meine Novellen „vom Atem der Geschichte durchwehen“. Und der Held der Novelle? In der frommen Novelle wird ausgeführt: „Mit einem Band über der Sutane und dem Käppi schräg am Kopf hielt er feurige Reden, schrieb und lehrte.“ Manche sahen ihn bereits als Professor, als Kardinal und „wissenschaftlich brillierende Kuriengröße“. Doch in der Übersetzung der Novelle sollte es anders kommen. Wenn ich eine Novelle übersetze, so fallen mir häufig zahlreichen Wendungen und Schicksalsschläge auf. Fromme Novellen und ihre Übersetzungen zeichnen den Zeitgeist nach, beleuchten Schicksale: „Ein Unglücksvogel nach dem anderen legte seine Beichte ab, sprach seine Hoffnung aus, nickte einen Dank, blickte sich um, eilte davon.“
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Als Übersetzerin erfuhr ich beim weiteren Übertragen des Kapitels 31 der Novelle folgendes: „Anno 38 jedoch - es dürfte eine Woche nach Hitlers Einmarsch in Österreich gewesen sein - kam er mit seinen Schnallenschuhen in Buchs über die Grenze in die Schweiz gestolpert und musste schließlich froh sein, dass er im Scriptorium der Stiftsbibliothek ein Unterkommen fand.“
Ich bin Übersetzerin für fromme Novellen. Ich übertrage gerne schöne sprachliche Bilder wie: „Er kratzte mit seiner Schreibfeder am Bücherbaum“ oder „eine abgeschlossene, zwischen hohen Felsen in die Stille versenkte Welt“. Besonders reizvoll fand ich es, die folgende Passage zu übersetzen: „der unzüchtig verkuppelte Stamm, ... der melkend unter dem Vieh oder in niederen Gaststuben hockte“.
Übersetzungen christlicher Art greifen den Alltag im Stift auf. Sie sprechen von einem „Kutten- und Zöglingsgesicht“.
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Novellen sind kurzweilige Unterhaltung. Auch die Übersetzung einer Novelle sollte leicht und ungezwungen klingen. Der Onkel, ist ganz ein Mann des Geistes, fast lebt er in seiner Stiftsbibliothek ein wenig weltfremd. Er selbst bezeichnete seine Bibliothek mit dem Geigenfußboden als „Arche Noah, die er durch die Zeiten lenkt“. Sie dagegen, die Haushälterin, ist ganz diesseits, lebenstüchtig und zupackend. Sie hatte bereits dem Vorfahren des Jungen (der Neffe oder Nepos gerufen wird) geholfen, der die Handlung der Novelle aus seinem Blickwinkel erlebt und erzählt. Sie war es, die einen Kiosk eingeführt hat. Einen Kiosk aus ihrer Appenzeller Heimat. Sie, das Fräulein Stark, führte den Kiosk nicht nur in der Badeanstalt ein, sondern später auch in der Stiftsbibliothek. Und im Priesterseminar erreicht den Jungen eine Ansichtskarte. Es ist eine Ansichtskarte aus dem Kiosk der Stiftsbibliothek. „Sie hatte ihren Willen, wie zu erwarten, durchgesetzt.“ Und damit ist die Namensgeberin der Novelle – Fräulein Stark – die wahre Heldin dieser Novelle. Zwischen all den Büchern lebt sie, regiert sie, schaltet und waltet sie, und dabei ist sie nicht einmal des Lesens mächtig, sie, die mit „Kinderschrift“ diese Ansichtskarte, die von fremder Hand geschrieben ist, unterzeichnet.
Übersetzungstechnisch fand ich folgende Stelle interessant:
„So trug ich an diesem gesegneten Sonntagmorgen zum ersten Mal meine Brille, zwar ein altmodisches, mich entstellendes Gestell, aber siehe da, wirklich ist nicht das Wort, wirklich ist das Fleisch, mein Fleisch und ihr Fleisch, Gerüche und Sachen, und was für Sachen, oh du sachfremder Onkel, wirkliche Schlüpfer, Schnallen und wirkliche Nylonstrümpfe, Fersen, Stöckelschuhe, Unterröcke, Höschen, Höschen, Döschen. Ja, Onkel, alles wirklich, alles zu sehen, klar zu sehen, zum Greifen nah, zum Sterben schön, unter dem Trachtenrock unserer Hochzeitsreisenden zeigt sich mir in grandioser Deutlichkeit der gestärkte Saum eines fleischfarbenen Schlüpfers, kurz danach in ungewohnter Schärfe der Rüschenrand eines Höschens.“
Die Übersetzung der Novelle führe ich fort, Schrecken und Ekstase wechseln sich sekündlich ab: Und um die Qual unseres Helden noch mehr zu verstärken, wird klar, dass das Ringen mit sich selbst in einer Niederlage geendet hatte: „Der kleine Katz hatte gesiegt. Ich hatte es getan,“ resigniert er. In Kapitel 42 der übersetzten Novelle kann man lesen: „Jetzt war es passiert. Alles aus! Gegen halb 3:00 Uhr nachmittags, als die Flaute einsetzte, pflückte mich das Fräulein aus dem Pantoffel und führte mich am Ohr vor die Tür des Scriptoriums.“ Als Übersetzerin hält man fast den Atem an. Die Spannung scheint förmlich zu knistern. Hier steht nun der Held, schuldbewusst in einem hohen Gewölbe, „einer nur ihm geweihten Kirche voller Bücher, Bücher an den Wänden, Bücher über der Tür, Bücher am Boden, auf Tischen, über den beiden Fensternischen, aber auch auf dem mächtigen Schreibtisch.“
Wieder stürzen auf mich, die Übersetzerin der Novelle, wundervolle Bilder ein: „Der Stiftsbibliothekar schien zwischen seinen Bücher- und Papierbergen nur aus einem Denkerkopf zu bestehen und schwebte wie ein Planet über seiner Lupe.“ Und dann passiert es: „Nach einer Weile schraubte er seinen Füllfederhalter aus der Hülse und machte auf einem gelben, dünnen Streifen eine Notiz. Diese Streifen staken wie Fähnchen in sämtlichen Bänden, Folianten, Broschüren, manchmal nur ein einziges, meist ein ganzes Bündel.“ Und in der Übersetzung scheint es ewig zu dauern, bis die Aufforderung erklingt: „Nimm bitte Platz.“
Diesen Moment nutzte ich, um beim Übersetzen kurz zu rekapitulieren. Fragen bohrten sich in meine Übersetzerstirn. Ungeduldig führte ich meine Arbeit fort. Buchstabe um Buchstabe ging die Übersetzung voran. Doch ein weiteres Hindernis trat auf: „Aber auch die Stühle und Sessel waren belegt, da saßen die edelsten Geister des Abendlandes, Aristoteles, Plotin, Hugo Ball, Werner Oechslin, Martin Heidegger, Immanuel Kant, Jacob Taubes, Hans-Rüdiger Schwab, Notker Balbonus, P. Gebhard Müller, Frater Bruno Hitz, der doctor angelicus, ein doctor subtilis, ein doctor mirabilis, lauter gelehrte Häupter, Perücken, Kronen, mit denen der Onkel, ebenfalls ein doctor subtiles, von gleich zu gleich verkehrte.“
Die Übersetzung ging mit leichten flinken Tastenanschlägen voran. Doch wie bei jeder Übersetzung eines Buchs konnte ich bei dieser Novelle nicht umhin, mir mein schönes Köpfchen zu zermartern. Ist die Heldin und Namensgeberin der übersetzten Novelle nur ein Vorwand, um die Leser ein wenig zu irritieren? Auf eine falsche Fährte zu locken? Sollten die heimlichen Helden in dieser Novelle, so fragte ich mich während der Übersetzung, nicht die Menschen, sondern die Bücher, die ganzen Folianten oder Broschüren sein? Ja, die gesamte Handlung kennt nur einen wahren Helden bzw. eine Heldin: die Stiftsbibliothek und Seelenapotheke.
Novellen sind kurzweilig geschrieben. Daher mag ich als Übersetzerin diese Literaturgattung. Oft haben Novellen einen heiteren Anklang. Beim Übersetzen versuche ich diese Heiterkeit, die sich häufig aus einer gewissen Situationskomik ergibt, feinfühlig umzusetzen. Besonders Missverständnisse bringen die Handlung in der Novelle voran oder lenken sie in eine ungeahnte Richtung. Beim Übersetzen darf man weder übertreiben, noch darf man zu viel nivellieren. Es ist also das richtige Maß, ein gewisses Fingerspitzengefühl beim Übersetzen erforderlich. Novellen sind kleine Kunstwerke, und als solche schätze ich sie.
Beim Übersetzen einer frommen Novelle kommt es häufig zu einem Konflikt. Dieser Konflikt liegt in den eigenen viel zu hohen Ansprüchen und den Möglichkeiten und Wünschen des Menschseins. In der frommen Novelle, die ich übersetzen durfte, werden die Nöte eines angehenden christlichen Jungmanns dargestellt. Einerseits möchte er dem Fleischlichen entsagen, und sieht bereits in einer Schweinsbratwurst, im Buch „Gummiwurst“ genannt, eine Versuchung. Andererseits kann er nachts nicht unterdrücken, das heraus zu lassen, was laut Onkel „heraus muss“: seine Spermien. Damit sein Laken unbefleckt bleibt, zieht er einen Wollsocken nach dem anderen unter seine Decke – heimlich und voller Ängste.
Fromme Novellen und ihre Übersetzung enthalten jedoch nicht nur Demut vor Gott; sie enthalten nicht nur Entrücktheit und ein geradezu madonnengleiches Lächeln der weiblichen Personen. Manchmal enthalten sie eine geradezu verwirrende Umkehr der Geschlechter: „Sie trug dabei karierte Hosen, während er bauschige Röcke trug.“ Gemeint ist der Stiftsbibliothekar und Onkel. Die gesamte Novelle ist aus der Perspektive des angehenden christlichen Jungmanns erzählt, den nepos praefectii.
Während meiner Übersetzung der Novelle wird mir klar, dass er die Ansichten des Onkels minutiös darlegt. Damit erfolgt auch eine gewisse Bloßstellung. Es wird Scheinheiligkeit deutlich, ein Predigen von Askese, während sich der Onkel die Stirn mit einem Damasttuch mit Königswasser abtupft. Der Onkel liebt die Bücher, aber auch Schweinebraten, isst gebratene Enten, Rinderzungen in einer eigens gebrauten Rotweinsauce. Und der ach so fromme Onkel in dieser Novelle geht gern ein Glas oder zwei (zu viel) trinken. Dann muss er von seiner tatsächlich frommen Haushälterin zu Bett gebracht und entkleidet werden. In der Übersetzung entsteht nach und nach das Bild einer Fast-Ehe. Dieses Fast-Ehepaar trägt einen heimlichen Kampf aus. In der Übersetzung der Novelle wird deutlich, dass der Onkel seine Haushälterin fürchtet, denn sie kennt ein dunkles Familiengeheimnis. Und wie es in einer Novelle üblich ist, so ist dieses Geheimnis eher von heiterer Natur: Es lädt zum Schmunzeln ein. Zumindest bei uns Übersetzerinnen von Novellen und sicher bei jedem aufgeklärten Leser. Denn der Onkel stammt von einem Damen-Dessous-Schneider ab. Von jemandem, der Damen „Sündhöschen unter den Rock schiebt“. Und während ich als Übersetzerin der frommen Novelle zu den letzten Seiten dieses sagenhaft kurzweiligen Buchs gelangte, stellte ich fest, dass alle Damen, zugeknöpft wie sie waren, dieses Höschen unten drunter durchaus zu schätzen wussten. Und irgendwie sind alle unten drunter ein Katz und so zieht sich durch die gesamte fromme Novelle ein Familienname durch, eine Art Lockung aus der Vergangenheit, die es zu bekämpfen gibt. Dieser Kampf wird in der Novelle, die ich übersetzte, mehr oder weniger erfolgreich geführt. Aber immer sehr aufschlussreich.
Falls Sie ebenfalls eine Novelle verfasst haben, stehe ich Ihnen als Übersetzerin gerne zur Verfügung. Senden Sie mir einfach eine E-Mail. Geben Sie darin an, wie viele Wörter und Seiten Ihre Novelle enthält. Und damit nicht nur die Eckdaten der Übersetzung der Novelle feststehen, sondern sich ein Bild vor meinen Augen entfalten kann, bitte ich Sie um einen kleinen Textauszug. Es ist wichtig, dass der Autor einer Novelle und die Übersetzerin dieser Novelle auf einer Wellenlänge sind, denn man muss sich von dem Werk tragen lassen: Beim Übersetzen einer frommen Novelle haucht man ihr zum zweiten Mal Leben ein: Leben in der Fremdsprache. Und damit eine Lebendigkeit, von der Novellen leben.
Novellen sind kurzweilig, aber Novellen und ihre Übersetzung sind auch manchmal drastisch.
Sie enthalten Visionen. „Wiburata selbst, durch ein Inklusionsgelübde gebunden, harte im leeren Kloster aus, betend und singend und Gott für ihr Martyrium dankend, denn auch das hatte sie vorausgesehen: dass sie mit ihrem Blut für die geretteten Bücher zahlen müsse.“ Religiöse Visionen sind manchmal grandios. Besagte Klausnerin aus der Frühzeit hatte in einer solchen Vision erkannt, dass sich eine raubmordende Meute dem Kloster nahe. Dadurch konnten sich alle Mönche mitsamt ihren Mess-Büchern, Bibeln und Klassikertexten retten.
Als die Hunnen aus der ungarischen Steppe in die Abtei eindrangen, konnten sie nichts als eine psalmonierende Nonne sehen. „Sie sahen sich um ihre Beute geprellt und schlugen die Singende mit Äxten tot.“ In der Übersetzung erfährt man: „Kurz nach der Jahrtausendwende sprach man sie heilig, und seither, also seit gut 1000 Jahren, gilt Santa Wiburata, die von Äxten zerteilte Klosterfrau, als Patronin aller Bibliotheken und Bücher-Menschen.“
Aus der Übersetzung der frommen Novelle geht hervor, dass Klöster ihre Geheimnisse haben, ihre Geheimgänge, ihre Katakomben, versteckte Treppen und abgetretene Steinstufen, die in ewiger Kälte ruhen. Manchmal scheint sich ein Kloster „im Erdinneren zu verlieren“ und es beginnt eine abenteuerliche Reise in Seitengänge, die immer wieder abbiegen, so dass man die Orientierung verliert. Und endlich gelangt man zu der Stelle, an der man einen Schatz vermutet. Doch schließlich steht man vor einer Nische in der es „nach Gruft roch“. Und dann folgt die Erklärung: „Hier, sagte der Onkel, haben Sie uns die Wiburata erschlagen.“ Und so ist man als Übersetzerin der Novelle zwischen Glaube und Zweifel, zwischen Geschichte und Fiktion, zwischen Gemetzel und Frommheit hin- und her gerissen. Fromme Novellen, so wissen wir seit dieser Übersetzung, können auch wie ein Krimi verfasst sein. Auf jeden Fall gehen sie unter die Haut.