Übersetzerin von Literaturzitaten – aus Literatur, Prosa und Poesie Als Übersetzerin bekannter Literaturzitate geht es mir darum, den genauen Ton zu treffen. Es geht um Stunden der Poesie und Hingabe. Oft übersetze ich Literatur nach einer Lektüre, die den Zeitgeist wiedergibt. Manchmal geht es bei der Übersetzung von Literatur um sehr wichtige Personen, um geschichtliche Ereignisse, um Stunden des politischen Denkens und der Berechnung. „Wenn ich Literatur übersetze“, betont die Englischübersetzerin, „so tauche ich ein in die unerbittlichen Gesetze, die die Welt regieren.“ Dabei geht es häufig um sehr wichtige und in der Literaturwelt bekannte Zitate, wie beispielsweise um den Satz, „dass Erfolg den Ehrgeiz weit trägt“. Ein Ausspruch von Balzac. Manche Literatur gehört der zarteren Sorte an. Als Literaturübersetzerin sind diese Werke mit allen Blumen der Empfindung geschmückt. „Manche Zitate“, die ich übersetze, „regen zum Nachdenken an.“ So ist ein Held so beschaffen, dass von ihm folgendes gesagt wird: „Er ging vom Bösen zum Guten und vom Guten zum Bösen mit gleicher Leichtigkeit.“
Als Übersetzerin von Literatur versuche ich instinktiv das beste Mittel zu finden, um einer Textart gerecht zu werden. Bei romantischer Literatur geht es um die stumme Verzückung der Liebe; um Frauen, die mit Feldblumen verglichen werden und nicht zuletzt - im Gegensatz dazu - mit prunkenden Blumen in Treibhäusern konkurrieren müssen. Das Übersetzen von Literatur lebt von Bildern, von Vergleichen: „Es gab flüchtige Blicke, so schwach wie der Duft der Heckenrose, und Melancholie, so zart wie der Samt des Mooses.“ Manche der übersetzten Sätze ranken sich fast in unser Herz wie „die Blüten zweier schöner Seelen“. „Mitunter übernehme ich Übersetzungen zu literarischen Festlichkeiten. In diesem Beruf, im Beruf des Übersetzers, macht man sich selbstständig. Beim Übersetzen von Literatur“, so betont die Übersetzerin, „tauche ich in fremde Welten ein, in vorweggenommene Urteile, in jene Freimütigkeit der Provinz, die oft schon an Unhöflichkeit grenzt.“ Sie ergänzt: „Ob ich es will oder nicht, sehe ich meine Sätze unzähligen Nadelstichen ausgesetzt, die das Gleichgewicht immer mehr stören. Manche Literatur, die ich übersetzte, wurde auf Lesungen vorgetragen. Auf der einen Seite ist es schön, wenn etwas Übersetztes, für das man ja selbst Autor ist, gelesen wird. Andererseits muss sich das übersetzte Werk einer gefürchteten Zuhörerschaft stellen. Es geht weniger um die fragenden Blicke, sondern um die Abstimmung mit den Füßen. Erst wenn die Lesung erfolgreich war und der Applaus anschwillt, kann man sich als Übersetzerin sicher sein, gute Literatur übersetzt zu haben.“ Dann wird sie nachdenklich: „Manchmal ist es schon erstaunlich, als Übersetzerin von Literatur Zeilen übertragen zu müssen, wie die folgenden: ‚Der arme Dichter wusste nicht, dass keine dieser Seelen eine Dichtung begreifen konnte.‘“ Und der Text wird sogar noch expliziter: „In ihrem Verlangen nach Erregungen waren sie alle herbeigeeilt und täuschten sich selbst über die Natur des Schauspiels, dass sie erwartete. Es gibt Worte, die ganz wie Trompeten, Pauken und Seiltänzer das Publikum immer anziehen. Die Worte Schönheit, Ruhm, Poesie üben ein Zauber aus, der die plumpesten Geister verführt.“
Mit meinen Übersetzungen aus dem Englischen möchte ich keinesfalls Erwartungen enttäuschen. Doch dass ein Werk, das im Jahre 1819 handelt, dasselbe Dilemma von Dichtung aufgreift, hat mich berührt. Alte Meisterwerke oder aber Bücher eines unbekannten Dichters zu übersetzen, das sind auch noch heute wichtige Fragen im Literatur-Business. „Manchmal passiert es, dass ich Verse übersetzen muss. An diesen Versen sitze ich sehr lange, denn sie lassen sich nicht genau fassen, sind anders als Prosa.“ Für Übersetzer von Literatur sind Gedichte eine große Herausforderung. Manchmal liest man in einem zu übersetzenden Buch zu Poesie folgendes: „Es war ein Gedicht, das diesen mittelmäßigen Köpfen zu lang erschien.“ Und dann wieder weise Worte: „Damit ein Gedicht von der Stimme gut wiedergegeben und vom Zuhörer begriffen wird, bedarf es einer heiligen Aufmerksamkeit.“ Es ist interessant, wie auf die Rolle von Vorleser und Zuhörerschaft eingegangen wird, beziehungsweise auf den Umstand, dass sich „zwischen beiden eine persönliche Verbindung herstellen muss“. Und dann ein wesentlicher Umstand: „Literatur muss zu einer elektrischen Übertragung der Gefühle beitragen“. Interessante, alte weise Worte. In der heutigen Zeit etwas anders und nüchterner formuliert, müsste es lauten: der Funke muss überspringen. Das gleiche Dilemma, nur in andere Worte gegossen.
Manchmal bedarf es eines großen Namens, damit man als Übersetzerin von Literatur überhaupt wahrgenommen wird. Als Übersetzerin von Literatur bewegt man sich natürlich in besonderen Sphären, man ist ein Mensch, der seine Fähigkeiten nach und nach entwickelt, man ist ein schöpferischer Mensch. Und wie der Autor selbst, muss der Übersetzer es ihm in allem gleich tun: „Er sieht, fühlt, hört alles um sich.“ Der Übersetzer und der Dichter merken ebenso rasch, „ob sie bewundert oder nicht verstanden werden, wie eine Pflanze sich in freundlicher oder feindlicher Luft belebt oder vertrocknet“.
Manchmal, wenn ich Literatur übersetze und mitten im Buch bin, fragt mich der Verlag, der übrigens selbst die Übersetzung in Auftrag gegeben hat, folgendes: „Hat der Autor Talent?“
Manchmal wird das Leben eines Dichters belächelt. Manchmal muss ein Dichter linkisch auf linkische Fragen antworten. Und manchmal erhält er einen Dolchstoß der besonderen Art. All dies übersetze ich an meinem Schreibtisch. All diese Gedanken gehen durch meinen Kopf, sie gehen durch meine Finger, bevor sie im Computer und später auf Papier als Manuskript und noch später als Buch gedruckt erscheinen. Als Übersetzerin von Literatur übertrage ich Sätze wie diese: „Dieser junge Mensch ist ein Dichter, ... finden Sie nicht, dass auf seiner schönen Stirn das Verhängnis steht?“
Als Übersetzerin von Literatur muss ich nicht nur die beiden Sprachen Englisch, aus der ich übersetze, und Deutsch, in die ich übersetze, genau kennen, sondern auch das Ziel des Autors verfolgen, seine Vorstellungen im übersetzten Buch genau auf den Punkt bringen, damit die Menschen sie sehen und fühlen können. Manchmal besitzen Autoren eine höhere Stufe der menschlichen Intelligenz, und um dem gerecht zu werden, muss man selbst als Übersetzerin von Literatur sich geistig bewegen, „Verstand und Gefühl besitzen, zwei mächtige Feinde“.
Als Übersetzerin von Literatur muss ich eine Welt von Gedanken in ein Wort einschließen, ganze Weltbilder mit einem bloßen Bild wiedergeben, kurz – ich muss literarische Worte „wie Samenkörner säen, die nur in den Menschenherzen aufgehen können, die schon durch persönliche Erlebnisse gefurcht sind.“
Als Übersetzerin von Literatur bin ich der Meinung, dass man vieles gefühlt haben muss, um alles wiedergeben zu können. In einem Buch, das ich jüngst übersetzt habe, heißt es: „Und heißt lebhaft fühlen nicht leiden?“ Daher entstehen gute Dichtungen oder gute Romane oder auch der Stoff großartiger Filme erst „nach langen Irrfahrten in den beiden Regionen des Gedankens und der Gesellschaft“.
Durch meine Übersetzungen möchte ich die Bücher zu unsterblichen Werken machen, ich möchte die erdachten Personen lebensvoller erscheinen lassen, als solche die wirklich gelebt haben. Manchmal taste ich mich an ein Werk mit großer Ehrfurcht heran und dann gedenke ich folgender Worte: „In den Anfängen des Lebens ist der Stolzesten Mut nicht gegen Mutlosigkeit gefeit.“ Und in einem solchen Moment mache ich weiter, ich übersetze Literatur, und ich kämpfe dafür, dass diese beachtet wird, dass sie nicht in einem Augenblick zum anderen der Missachtung anheimfällt. Und wenn ich sehr lange an einem Text arbeite, die letzten Kanten glätte, Bilder besonders eindrucksvoll und farbenprächtig gestalte, dann hoffe ich, dass diese meine Übersetzungen gelesen, gesehen oder gehört, wenigstens jedoch verstanden werden. Und wenn ich bis spät in die Nacht übersetze, so wiederhole ich die folgenden Worte: „Es gibt keinen Ruhm, der billig zu kaufen ist“.
Gerade wenn ein Autor sehr viel von sich selbst einfließen lässt, so begreife ich als Übersetzerin von Literatur, dass „Kummer der Preis für Unsterblichkeit ist“.