Bei der Übersetzung von Fabeln geht es immer um Sympathien und Antipathien. Als Übersetzer von Fabeln sind die Sympathien für die einzelnen tierischen Protagonisten unfreiwillig, doch nichts desto weniger müssen sie begründet sein, d.h. in der Übersetzung muss eine gewisse Logik stecken, die Übersetzung einer Fabel muss rund klingen. Letztlich entscheidet bei einer Fabel die Vernunft. Wenn wir Fabeln übersetzen, so geht es um sehr wertvolle Einsichten in das Leben, es geht um kurze Geschichten, in denen einer der tierischen Figuren auf einen anderen hereinfällt oder enttäuscht wird. Manchmal geht es in den übersetzten Fabeln um Kameradschaft. Die tierischen Helden einer Fabel haben Verstand, Temperament, Schnelligkeit, Geschicklichkeit oder Stärke. Wir übersetzen Fabeln so, dass aus ihnen die Offenbarungen der Natur, nicht zuletzt der menschlichen Natur, spricht: Einigkeit macht stark. Viele der Fabeln, die wir übersetzen durften, sprechen von Offenherzigkeit und Unbefangenheit. Und gerade diese Helden der Fabeln tragen unsere Sympathien. Manchmal handeln die Tiere in den Fabeln in der unbesonnendsten Weise überhaupt. In einer Unbesonnenheit, die schon fast wieder einer gewissen Bewunderung bedarf. Als Übersetzer von Fabeln darf man niemals sagen: „Das ist sehr unklug, du gerätst in Lebensgefahr.“ Nein, als Übersetzer einer Fabel muss man die Handlung wiedergeben. In all ihrer Verdichtung und Kürze. Leider gibt es bei Fabeln auch häufig Antipathien für manche tierische Figuren und so hat man einen Feind, der ungerecht kämpft, aber dennoch ohne den Vorteil des Gewinns bleibt. Nachstehend einige Kurzgeschichten, die auf dem Beginn einer Fabel beruhen.
Rotkäppchen und der Wolf – sie trafen sich nie
Beginnen wir mit einer Fabel von Martin Luther: „Der Hahn scharrte auf dem Mist und fand eine wunderschöne Perle.“ Der Wolf, der in der Nähe des Hauses von Rotkäppchen wohnte, beobachtete das Geschehen unbemerkt. Der Hahn machte ein solches Spektakel auf der Mist hinter dem Haus, dass es dem Wolf entging, dass sich Rotkäppchen mit einem Korb auf den Weg zur Großmutter machte. Natürlich traf sie ihn dadurch nicht am Wegesrand. Sie stellte den Korb bei der Großmutter ab, plauderte ein wenig und kehrte auch wieder wohlbehalten nachhause zurück. Aber so wird doch kein Märchen daraus. Hier passiert ja rein gar nichts oder doch? Der Hahn sah die wunderschöne Perle. Sie glänzte und gleiste im Sonnenlicht in vielen verschiedenen Farben: rosa, blau, gelb und vor allem silbern. „Ob dieses wunderschöne Ding wohl schmeckt“, fragte sich der Hahn. Aber noch während er schluckte, bemerkte er, dass die Perle für ihn zu groß, wirklich viel zu groß war. Sie blieb ihm im Halse stecken. Er würgte, er versuchte, nach Hilfe zu gackern. Doch er flatterte nur hilflos mit seinen Flügeln. Der Wolf trat näher und sprach: „Was ist mit dir? Kann ich dir irgendwie helfen, Gevatter Hahn?“ Doch der Hahn verdrehte nur die Augen und fiel tot um.
In der Übersetzung der Fabel heißt es weiter:
„Zu Hilfe! Zu Hilfe! Der böse, böse Wolf hatte meinen Hahn tot gebissen!“, so gellte die Stimme der Mutter von Rotkäppchen. Der Wolf zog sich eiligst zurück, doch sein Ruf war fortan ruiniert. „Das hat man davon, wenn man helfen will“, knirschte der Wolf zwischen seinen spitzen Zähnen hervor. Doch die Menschen hatten sich ihr Bild gemacht. Von nun an wurde die Geschichte immer abenteuerlicher. Der Wolf habe nicht nur den Hahn tot gebissen, sondern auch Rotkäppchen nachgestellt, der Wolf habe ihr nicht nur nachgestellt, sondern sie über ihre Großmutter ausgefragt. Ja, der Wolf, der böse, böse Wolf habe zum Schluss beide verschlungen. Also wenn Sie mich fragen, alles Quatsch. In so einen Wolf gehen vielleicht drei große Dosen „Pal“ hinein, aber ein Rotkäppchen und eine Großmutter? Nie und nimmer. Mensch, Leute! Hört doch endlich auf, Märchen zu erzählen!
Und jetzt werdet ihr euch fragen, was eigentlich aus dem Hahn geworden ist, der sich den Mund zu voll genommen hatte. Die Mutter von Rotkäppchen war zunächst sehr erschrocken gewesen, dass der böse Wolf ihrem Haus so nahe gekommen war. Kurz darauf stieg in ihr aber auch ein mächtiges Gefühl der Wut darüber hoch, dass ihr bester Hahn tot war. Einer musste dafür herhalten. Es war Hans, der Gänsejunge des Dorfes. Wozu hatte man schließlich einen Hütejungen im Dorf, wenn er nicht auf das gesamte liebe Federvieh aufpasste? Und so traf ihn, den unschuldigen Gänsejungen, die gesamte Wut und Verzweiflung von Rotkäppchens Mutter. Er flehte und bettelte um seinen Lohn, aber die Mutter geriet dadurch nur noch mehr in Rage, und sie schlug ihm den toten Vogel um die Ohren und höhnte: „Hier hast du deinen Lohn! Verschwinde!“ In diesem Moment rutschte die Perle aus dem Hals des Hahnes heraus und fiel auf den sandigen Weg. Der Gänsejunge hob sie schnell auf und verschwand mit dem Hahn, der noch zu benommen war, um zu krähen. Er ging mit seinem wunderschönen Hahn und der wunderschönen Perle in die nächste Stadt zu einem Juwelier. Der Juwelier sprach zu ihm: „Das ist keine gewöhnliche Perle. Diese Perle wurde von einem Raben geradewegs aus dem geöffneten Fenster der Prinzessin Noblehold gestohlen.“ Der Gänsejunge bekam ganz große Augen. Als er dann auch noch von der fantastischen Belohnung hörte, die auf die Perle ausgesetzt war, wurde er zum „Hans im Glück“. Doch das ist bereits das nächste Märchen.
Inzwischen ging der Dorftratsch munter weiter. Der böse Wolf habe nicht nur die Großmutter und Rotkäppchen gefressen, sondern auch noch fast die gesamte Ziegenschar aus dem Nachbardorf. „Ja, fast alle sieben Geißlein sollen tot sein“, hieß es. Die Gerüchteküche brodelte wie nie zuvor. Aber ich will nicht den Mund zu voll nehmen, denn ich weiß ja, wie es dem Hahn erging.
Diese Übersetzung wurde von einem Übersetzer von Fabeln angefertigt, der Deutsch und Italienisch übersetzt.
Vor kurzem hatten wir das große Glück, eine Fabelsammlung des großen Reformators Martin Luther übersetzen zu dürfen. Ausgerechnet Martin Luther, einer der klügsten Köpfe, die es jemals gab. Und dieser wirklich kluge Kopf schätzte den Wert der Fabeln so hoch ein, dass sie ihm das Wertvollste auf der ganzen Welt schienen – abgesehen natürlich von der Bibel. Die Fabelsammlung, die uns zur Übersetzung anvertraut wurde, enthielt nicht nur Fabeln, die von Martin Luther verfasst wurden, als er auf der Coburg saß und unter dem Bann stand, vielmehr ist diese Fabelsammlung auch durch ein Zusammentragen von Volksweisheiten entstanden. Zum Teil beruhen sie auf Volkssagen, zum Teil auf mündlichen Überlieferungen, ganz ähnlich wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Wenn man als Übersetzer Fabeln übersetzen darf, so ist das praktisch der Ritterschlag in der Übersetzungsbranche. Fabeln sind das Kostbarste, das es an geistigem Gut gibt. Fabeln sind stark verdichtete Weisheiten. Sie gehen sparsam mit Worten um. In gewisser Weise lehrt uns die Übersetzung von Fabeln Demuth im Umgang mit den Worten: „Man muss sehr sparsam mit ihnen umgehen!“
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