Buch übersetzen lassen - was kostet es?
Übersetzung eines Buchs zu menschlichen Schwächen
Die große Beobachtungsgabe dieses Buchs zeigt sich in der Beschreibung des Provinzlebens: „Aus Mangel an Übung schrumpfen die Leidenschaften ein.“ In der Übersetzung heißt es weiter: „Und die Leute blasen alle Kleinigkeiten auf. Hier liegt der Grund für die Habsucht und den Klatsch, die das Leben in der Provinz verpesten.“ Beim Übersetzen des Buchs stellte die Übersetzerin fest, dass sie selbst in einer Provinzfalle gefangen war, in der „jedermann nur die engsten Ideen nachempfand.“ Über die Heldin des Buchs erfahren wir: „Sie verbrauchte ihre Kraft in unaufhörlicher Bewunderung und seltsamer Verachtung. Sie berauschte sich an dem Gedanken, in einen Sack genäht und ins Wasser geworfen zu werden.“
Während der Übersetzung des Buchs wurde der Übersetzerin klar, wie öde das Provinzleben sein muss, wenn man bereit ist, sein eigenes Leben gegen das einer Romanfigur einzutauschen. „Sie bekam Lust, Schwester der Heiligen Camilla zu werden und in Barcelona bei der Pflege von Kranken am gelben Fieber zu sterben.“
In der Übersetzung heißt es weiter: „Kurzum, sie dürstete nach allem, wovon sie glaubte, dass es ihr eigenes Leben von seiner Unscheinbarkeit erlösen könne.“
Die Übersetzung eines Buches kann Seelenabgründe auftun: „Vor die Nichtigkeit ihrer Umgebung und vor das große Nichts gestellt, musste eine Frau von diesem Rang das Ungewisse und Abenteuerliche nicht vorziehen?“
Das übersetzte Buch strotzt von Beschreibungen, die zum Schmunzeln anregen: „Herr de Château besaß alle für seine Lage erforderlichen Unfähigkeiten. Wohl gewachsen, hübsch, guter Tänzer, bemerkenswerter Billardspieler, hervorragend in jeder Leibesübung, mittelmäßiger Salonschauspieler, Sänger von Romanzen, Liebhaber von witzigen Antworten, unbedenklich, geschmeidig, neidisch, wusste er alles und nichts“ (Seite 48). Dieser Mann bestraft die Fähigkeit einer Frau „allerlei Nichtigkeiten zu sagen derart, dass die Zote aus allen Ecken heraussah.“ Dabei benutzte er Frauen, denn er verfügte über all die kleinen Talente, die in einer Zeit, in der die Frauen auf die Geschäfte größeren Einfluss hatten, als man glaubt, die besten Hilfsmittel waren, um Karriere zu machen.“
Die Übersetzung des Buchs enthält sehr schöne Passagen: „Für seine starke Seite hielt er die Diplomatie, die die Wissenschaft derer ist, die nichts wissen und nur durch ihre Leere tief sind.“ Im Buch heißt es weiter: „Da sie Verschwiegenheit verlangt, erlaubt sie den Ignoranten, nichts zu sagen und sich hinter einem geheimnisvollen Kopfschütteln zu verschanzen.“
Die Übersetzung eines Buchs gibt Kraft, sich der eigenen Herkunft zu stellen. Dabei wächst bei der Übersetzung eines Buchs zugleich der Mut, Eigenes zu entwerfen und schonungslos darzustellen:
Um die Menschen in Hämmern zu verstehen, muss man das Tal kennen, in dem es liegt: Wie eine Perlenkette, die doppelt geschlungen um den Hals liegt, drängten sich die Häuser zu beiden Seiten einer schmalen Straße, wobei es unklar war, ob das Tal die Kette würgte oder die Kette das Tal. Auch die Häuser waren von einer bemerkenswerten Enge, einer Enge, die sich in den Gedanken der Menschen festgehakt hatte, welche nur noch um ein Glas Bier und ein Skatspiel um einzelne Pfennige am Abend kreisten.
In der Übersetzung des Buchs wird die Geschichte gestreift:
Der Ort selbst war einst im Zuge des Eisenerzbergbaus entstanden. Als die Eisenerzadern versiegten, stellte man sich auf den Griffelabbau um. Damit hinkte man einer Zeit hinterher, in der Schiefertafeln mit Steingriffeln beschrieben wurden, während ringsum schon längst Schulhefte aus Papier und Tinte verwendet wurden.
Dabei deckt die Übersetzung des Buchs auch die Rückständigkeit einer ganzen Gegend auf.
Aus diesem Tal, noch dazu am oberen Ende des gewürgten Halses, kam ein junges Mädchen. Von den älteren Schwestern gehänselt, von den Eltern schlichtweg übersehen ging sie mit ihrer besten Freundin zum Tanz. Dazu musste man 6 km durch einen finsteren Wald wandern, der auf dem Heimweg, wenn es erst richtig dunkel war, noch finsterer schien. Das Dorf Effelder hatte im Zuge des Baus der Hinterlandbahn eine Eisenbahnanbindung samt Bahnhof erhalten. Für die beiden Mädchen aus dem abgeschiedenen engen Tal war das bereits etwas Aufregendes, etwas Unerhörtes, etwas Verwegenes und angenehm Beunruhigendes.
Als sich das Dickicht lichtete und die Hochebene mit den wenigen Häusern, ähnlich einem Balkon, einen prächtigen Ausblick auf das tiefer gelegene Dorf Effelder bot, schien dieses wie der Beginn der großen weiten Welt. Effelder breitete sich anmutig in einem sanften Tal aus, verfügte über mehrere verzweigte Straßen und führte zu dem ehrlichen Ausruf: „Kinder, ihr wisst ja gar nicht, wie groß die Welt ist!“ Dies war der immer wieder belächelte Satz ihrer Großmutter gewesen, die ein einziges Mal in ihrem Leben die zehn Kilometer bis nach Steinheid zurückgelegt hatte, um dann festzustellen, dass am Ende des Waldes nicht die Welt endete. Nun drängte sich ihr derselbe Gedanke auf. Doch da er schon so häufig gehört und gesagt worden war, kicherten die beiden Mädchen nur darüber. Zunächst beschleunigten sie ihre Schritte, dann rannten sie. Sie rannten den gesamten Berg abwärts. Völlig außer Atem erreichten Sie das Dorf. Und Gertraude zog den Vergleich: Dieses Dorf war schön, die Häuser waren größer, die Straßen waren breiter, es gab mehr Straßen. Und obwohl Effelder ein Dorf war, das bei jedem anderen Besucher nur ein Achselzucken hervorgerufen hätte, so war es doch in den Augen von Gertraude etwas Besonderes. Denn unter den Blinden gilt der Einäugige als König.
Doris hatte schon oft von Herbert gesprochen. Ein Name, ein Rebell, ein Fürst, ein Prinz, ein Versprechen. Und plötzlich waren alle Gedanken der Freundin nur noch bei jenem Fremden. Je näher man dem Marktplatz und dem eigentlichen Rummel kam, desto wichtiger schien ihr eigenes Leben trotz seiner Ereignislosigkeit zu sein. Im eigenen Dorf war sie wer. Sie war eine der „Flotten“, eine jener geschäftstüchtigen Leute, die es über Generationen hinweg zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatten. Jetzt beim Blick in fremde Gesichter, die kein Wiedererkennen zeigten, sank ihr Selbstwertgefühl mehr und mehr in sich zusammen. Sie hatte die Blicke der Leute immer als Spiegel genutzt. Bald sah sie darin Unterwürfigkeit, selten Achtung, aber hier nichts als völlige Gleichgültigkeit. Sie machte nicht den geringsten Eindruck auf ihre Umgebung und empfand dies als vollständigen Verlust ihres Wertes.
In der Übersetzung des Buchs wird die Protagonistin etwas überzeichnet dargestellt. Denn die Übersetzung des Buchs deckt Oberflächliches auf, rein Äußerliches. Übersetzerinnen eines Buchs wissen dabei sehr genau, dass diese Oberflächlichkeit gerade in Modedingen noch heute die Welt regiert. Denn ob eine Übersetzerin eines Buchs erfolgreich ist, sieht der Verleger natürlich an den Äußerlichkeiten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Übersetzerinnen eines Buchs, sofern sie weitere Buchaufträge wünschen, sehr genau auf ihre technische Ausstattung sowie auf moderne Kommunikationsmittel achten müssen. Sie sind Aushängeschilder. Denn für das Übersetzen eines Buchs reicht Intelligenz und Sprachbeherrschung nicht aus. Zugleich muss man überzeugen, und um zu überzeugen und den Auftrag für die Übersetzung eines Buchs an Land zu ziehen, braucht man eine gewisse Selbstdarstellung. Man muss zeigen, dass man übersetzen kann. Man muss unter Beweis stellen, dass man ein Buch brillant, fantasiereich, schonungslos und originell übersetzen kann. Hier das Beispiel für die Übersetzung eines Buchs:
Während ihre Freundin aufgeregt wie ein junges Fohlen davonsprang, beobachtete Gertraude ihre Umgebung. Sie sah die anderen jungen Mädchen, die sich viel ungezwungener verhielten, teils schon Freunde hatten und dies auch zeigten, indem sie sich untergefasst hielten. Für ein Straßendorf wie Hämmern undenkbar. Zu viele Fenster, zu viele neugierige Blicke, die nur die eine Straße kannten und jede Ungeschicklichkeit oder Offenherzigkeit zum Anlass nahmen, ihr unbarmherziges Urteil über ein Mädchen zu fällen. Da Gertraude eine gute Beobachtungsgabe besaß, hatte ihr scharfer Blick rasch erkannt, um wie viele Zentimeter zu lang ihr Rock war, wie schäbig ihre zu oft gewaschene Bluse wirkte und wie lächerlich sie sich mit dem Tragen eines Kopftuches machen musste. Keine hier trug ein Kopftuch.
Das übersetzte Buch spricht hier von Binsenweisheiten. In der Übersetzung wird nun nach der Darstellung der Gegend auf die Personen eingegangen. Die richtige Personenentwicklung ist nicht nur für einen Autor entscheidend, sondern auch für den Übersetzer eines Buchs. Denn beim Übersetzen eines Buchs muss der Held lebendig erscheinen, er muss praktisch vor den Augen der Leser stehen. Nur wenn ein übersetztes Buch das erreicht, kann es fesseln. Und nur dann, wenn ein übersetztes Buch fesselt und sich verkauft, wird der Autor des Buchs dem Übersetzer oder der Übersetzerin seines Buchs das nächste Werk anvertrauen. Denn Erfolg ist der beste Garant für eine lang andauernde Geschäftsbeziehung zwischen Autor und Übersetzer. Autor und Übersetzer bedingen sich gegenseitig, manchmal wird aus einer Geschäftsbeziehung ein Freundschaftsband. Besonders wichtig ist es, beim Übersetzen eines Buchs den Nerv der Zeit zu treffen. Dabei geht es um den Nerv der Zeit, in dem das Buch handelt. Übersetzer müssen damit fast schon Historiker sein. Denn Bücher sind immer auch ein Zeitzeugnis. In einem Buch und in der Übersetzung des Buchs wirkt das Leben der Menschen nach – gerade so wie in einer Zeitkapsel.
Sie blickte auf die Falten ihres Rocks, die schon ein wenig ausgeblichen waren, und auf ihre Schuhspitzen, die verdächtig ausgebeult schienen. Niemand trug hier einen Blümchenrock. Alle hatten, wie auf Verabredung, nur zwei einzige Farben gewählt: schwarz und weiß. Die Blusen und Hemden von einem strahlenden Weiß, die Röcke und Hosen von tiefem Schwarz.
Bei der Übersetzung eines Buchs werden Peinlichkeiten aufgegriffen. Als Übersetzerin eines Buchs darf man sich nicht zu schade sein, Dinge schonungslos darzustellen.
Schnell merkte sie, dass die straff geflochtenen Zöpfe ihr das Aussehen eines kleinen Mädchens verliehen. Sie war zwar ein Backfisch, aber begriff rasch, dass ein Kopftuch und schönes Haar miteinander in Feindschaft lebten. Rasch nahm sie es ab. Und während Gertraude ganz auf sich allein gestellt, sich von einer schiebenden, kichernden, sie übersehenden Menge umringt war, beschloss das letzte bisschen Mut, sich in das Organ zurück zu ziehen, in das sich Gefühle flüchten, seit es Stolz und Scham gibt, wodurch ihr ganz flau in der Magengegend wurde.
Derart eingeschüchtert von provinzieller Eleganz war Gertraude den Tränen nahe, die Kirchweih und der Rummel, die sie so ersehnt hatte, war der letzte Ort, an dem sie sein wollte. Aus all den weißen Hemden und Blusen stach nur eine Anzugjacke heraus. Und noch bevor der Bestaunte den Blick Gertraudes überhaupt bemerkte, war ihr Urteil gefällt: Dies musste der Sohn einer wichtigen Persönlichkeit sein. Einer Persönlichkeit ersten Ranges. Vermutlich der Sohn des Bürgermeisters oder jemand Wichtigerem. Durch die jahrelangen Entbehrungen von Geld hatte sie eine gewisse Anhänglichkeit für Dinge entwickelt, die Geld und damit ein sorgloses Leben ermöglichten. Ihr war klar, dass die Frage des Anzugs eine Frage der Stellung war, eine Frage der Rolle, die ein Mann in der Gesellschaft spielen wollte oder bereits spielte.
Die Eitelkeit als Antriebsfeder für die Handlung im Buch. Die Übersetzung des Buchs wird auch durch diese Feder angetrieben. Unwillkürlich und manchmal widerstrebend, doch die Übersetzung folgt dem Buch. Übersetzen ist eine Art Neuschaffung des Buchs mit den Mitteln einer anderen Sprache, in den Worten einer anderen Sprache, jedoch mit denselben Emotionen, denselben Bildern, die in den Augen der Leser des Buchs hervorgerufen werden. Übersetzen ist damit ein schöpferischer Akt. Und gerade diese schöpferische Tätigkeit des Übersetzens reizt.
Der Anzug war für sie weniger nur ein Mittel zum Zweck, durch das der Anschein geweckt werden sollte, sondern bereits ein Besitzrecht, zumindest ein Anspruch auf einen hohen Status oder wenigstens das beste Mittel, diesen später zu erreichen, ja vielleicht sogar bereits inne zu haben. Vielleicht war er einer der Berühmtheiten dieses Ortes, zumindest ließ dies das Kreischen der Mädchen erahnen, die ihn, Bienen gleich, wie ihre Königin umschwärmten und ihn ansahen, als sei er ein junger Gott. In diesem Moment drehte er sich um und das bronzefarbene Licht der Abendsonne traf auf sein Gesicht: Größe, Erhabenheit, Schönheit, Glanz streiften darüber in einem Augenblick.
Bei der Übersetzung von Büchern werden Illusionen geweckt und manchmal zerstört. Bei dem hier übersetzen Buch geht es um eine Selbsterkenntnis.
Und wenn man allgemein der Ansicht ist, dass Gefühle nicht rasch wechseln oder sich zumindest nicht von einem Augenblick zum anderen in ihr Gegenteil verkehren können, so passierte doch gerade dies mit Gertraude: Vorher von der eigenen Nichtigkeit überzeugt, war sie nun wie verzaubert, vorher niedergedrückt, fühlte sie sich leicht, und eben noch im Begriff, im Boden zu versinken, hatte sie nun das Gefühl zu schweben. Sie hatte das gewisse Etwas in seiner Miene bemerkt, dieses Etwas, das ihn mehr noch als sein Anzug von den üblichen Sterblichen unterschied. Für ein geübteres Auge wäre es leicht gewesen, es als Arroganz zu identifizieren, sie hingegen sah darin nur eine naturgegebene Überlegenheit, die sich mittels Anzug den entsprechenden Rahmen verschafft hatte und seinen Wert hervorhob.
In dem zu übersetzenden Buch geht es um „die Welt der notwendigen Überflüssigkeit“. In dem Buch heißt es weiter: „Intelligenz ist der Hebel, mit dem man die Welt bewegt. Aber eine andere Stimme war lauter und ließ ihn wissen, dass der Hebel auf einem soliden, festen Grund ansetzen musste, der auch für die Intelligenz das Geld ist.“
Manchmal spricht aus der Übersetzung eines Buchs Entzauberung: „Das Kleid und die Frau waren ohne Anmut und ohne Frische, der Samt war fleckig wie die Haut.“
Beim Übersetzen eines Buchs muss man immer den seltsamen Grat waren zwischen Originaltreue, d.h. der Treue am Originalwerk, und der Ausschöpfung aller Möglichkeiten der Zielsprache. Denn beim Übersetzen eines Buchs stehen natürlich andere Möglichkeiten zur Verfügung, die Möglichkeiten einer anderen Sprache, die Möglichkeiten der Fremdsprache.
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Anhand der Übersetzungsbeispiele können Sie in erkennen, wie unser Übersetzungsbüro arbeitet. Die Übersetzung eines Buchs ist dabei jeweils ein Unikat. Jede Übersetzung eines Buchs passt sich der Handlung des Buchs an wie ein Handschuh, der maßgeschneidert ist. Eine gute Übersetzung zeichnet sich dadurch aus, dass das übersetzte Buch lebendig wirkt, zeitlos und den Leser fesselt. In unserem Übersetzungsbüro haben wir bereits für verschiedene Autoren zunächst ein Buch übersetzt, und dann auch weitere frühe Werke dieses Autors übertragen dürfen. Natürlich wissen wir, dass eine Buchübersetzung ein sehr großer Auftrag ist. Daher möchten wir zunächst erst einmal mit einer Probeübersetzung Vertrauen gewinnen. Einer Probeübersetzung von fünf Zeilen gibt dabei zunächst erst einmal Aufschluss, wie der Stil ist, wie sprachliche Bilder übertragen werden. Denn Übersetzen bedeutet auch immer, dass etwas Eigenes, etwas Persönliches mitschwingt. Dieses Persönliche eines Übersetzers oder einer Übersetzerin wird dem Buch mitgegeben. Und wenn es eine Lebendigkeit ist oder eine gewisse Nuance, die das Buch noch unterstreicht, dann ist es gut.
Es gibt schöne Umschreibungen, die Unterwürfigkeit verschleiern: „Sie brachte von einem Augenblick zum anderen dem Idol des Tages einen Kult entgegen; die Manieren, der Geist und die Beziehungen der Markise hatten sie verführt, geblendet, gebannt.“
In der Übersetzung eines Buchs geht es oft um menschliche Schwächen, mitunter um Todsünden. Bücher und ihre Übersetzung greifen die Eitelkeit heraus.
Auf Seite 175 findet sich folgende Aussage: „Sie hatte gefühlt, dass sie die geheime Macht der großen Dame von Ehrgeiz besaß, und hatte sich gesagt, dass sie als Trabant dieser Sonne ihren Weg machen werde; daher ihre aufrichtige Bewunderung.“ In der Übersetzung wird eine Beziehung wie folgt charakterisiert: „Sie begrüßte es, eine Schülerin gefunden zu haben, mit der sie Schule machen konnte, und verlangte nichts Besseres, als in ihr eine Art Gesellschafterin, eine Sklavin zu gewinnen, die auf ein Fingerzeichen ihren Lobgesang anstimmte.
Nach der Erhöhung, die in der Übersetzung des Buches ebenso aufgegriffen wurde wie in dem Original, folgt der Fall. Beim Übersetzen eines Buchs wirkt die Ernüchterung manchmal auch nach. Übersetzerinnen teilen das Schicksal der Protagonisten. Geht es dem Protagonisten gut, empfinden die Übersetzerinnen Freude. Geht es dem Protagonisten schlecht oder geht er seinem Niedergang entgegen, so trifft das auch die Übersetzerinnen des Buchs. Manchmal entsteht eine eigenartige Verbindung zwischen einem Buch und seinen Übersetzern und Übersetzerinnen.
Ein schöner Vergleich folgt: Die Fürstin zeigte mit dem Finger auf die Loge, in die der neu aufgebügelte Geck gerade trat. Da die Marquise wenig Aufhebens von der Schönheit Luciens machte, sagte sie sich: „Er ist also nicht so schön, wie ich glaubte.“ Von da bis zu der Feststellung, dass er auch weniger Geist besaß, als sie gemeint hatte, war nur ein Schritt. „Der Schleier war gefallen.“
In dem Buch, das zu übersetzen ist, werden zwei junge Männer verglichen: „Auch Lucien war schön; aber bei ihm war der Blick so sanft, das blaue Auge so hell, dass man sich geneigt fühlte, ihm die zwingende Kraft abzusprechen, der sich so viele Frauen unterordnen. Er hatte das Recht erworben, indignierende Dinge zu sagen – er hatte es durch den Geist erworben, mit dem er sie sagte, und durch die vollkommene Art, wie er sie sagte.“
In der Übersetzung des Buchs geht es weiter: „Seine einschmeichelnden Manieren verhüllten nur schlecht seine abgründige Selbstsucht und die Berechnung, zu der ihn seine damals noch unsichere Existenz zwang.“ Auf Seite 180 des Buches folgt: „Jeder sah den armen Unbekannten mit einer so grausamen Gleichgültigkeit an, er stand so offenkundig als ein Fremder da, der die Sprache nicht beherrschte, dass die Marquise sich seiner erbarmte“.
Wenn ein Buch richtig übersetzt wird, dann transportiert es Gefühle. Das Übersetzen von Büchern ist somit auch ein Ausflug in die Innenwelt der Protagonisten. Die Übersetzung eines Buchs gibt die Emotionen wieder, die der Autor in seinem Werk hineingelegt hat.