Rückübersetzung benötigt? Mit oder ohne Rückübersetzungszertifikat!
Manche Texte, die beispielsweise ins Japanische übersetzt wurden, müssen geprüft werden. Doch wie? Es gibt zwei Möglichkeiten, eine entstandene Textfassung auf Richtigkeit zu überprüfen: die erste ist die Rückübersetzung. Die zweite ist die doppelte Rückübersetzung. Bei der Rückübersetzung wird der entstandene japanische Text, also die Übersetzung, noch einmal zurück ins Englische übertragen oder auf Wunsch auch ins Deutsche. Die Rückübersetzung erfolgt immer in die Originalversion. Das Rückübersetzungszertifikat besagt, dass die Übersetzung nicht unter Zuhilfenahme der Originalversion erfolgte, sondern eine eigenständige Übersetzung und zwar eine Rückübersetzung ist. Sie hat das Ziel, einen Text auf eventuelle sprachliche und inhaltliche Abweichungen zu prüfen. In diesem Fall steht die (Hin-)Übersetzung auf dem Prüfstand. Genauer gesagt, die japanische Übersetzung. Durch ihre Rückübersetzung ins Englische wird erkannt, ob sie dem Originaltext treu ist. Häufig werden Rückübersetzungen von technischen Handbüchern vorgenommen. Bei diesen Übersetzungen ins Japanische ist es entscheidend, dass der Ausgangstext und der übersetzte Text sowohl semantisch, d.h. von seinen Bedeutungen her, als auch in seinen Konnotationen, d.h. seinen Zwischenbedeutungen, stimmt. Der Text soll dabei nicht nur richtig und exakt Fakten transportieren, sondern er soll auch gut klingen: In den Ohren eines Japaners gut formuliert sein. Anders die Rückübersetzung. Die Rückübersetzung dient nicht dazu, in englischen Ohren gut zu klingen. Denn es geht nicht um eine Prüfung des Wohlklangs, sondern der inhaltlichen Exaktheit. Es geht vor allem darum, Abweichungen gegenüber dem Original festzustellen; eine Rückübersetzung ist somit eine Art Rückversicherung, dass keinerlei Abweichungen zwischen dem Original und der Übersetzung bestehen. Die Rückübersetzung schafft eine zweite englische Version, die dann mit der Originalversion verglichen wird. Dabei wird die Rückübersetzung von japanischen Muttersprachlern vorgenommen. Sie übersetzen den Blickwinkel des japanischen Textes zurück ins Englische. Somit hat eine Rückübersetzung sowohl die textuelle Komponente abgedeckt, als auch die rezeptorische Komponente – und zwar die des Publikums im Zielland; in diesem Fall in Japan. Durch die Rückübersetzung ins Englische hat der Auftraggeber der Übersetzung, in der Regel das Unternehmen, das eine bestimmte Ware in einem fernen Absatzmarkt vertreiben möchte, die Möglichkeit, den Text auf Treue prüfen zu lassen. Somit ist eine Rückübersetzung die Überprüfung der Übersetzung selbst. Sie bietet die höchste Sicherheitsstufe. Wenn das nicht genügt, erfolgt eine doppelte Rückübersetzung. Bei der doppelten Rückübersetzung wird zunächst die entstandene englische Rückübersetzung mit dem Original verglichen. Dabei geht es nur um das Aufdecken von Missverständnissen, um Formulierungen, die zweideutig sein können. Es geht nicht um eine stilistische Verbesserung, denn eine Rückübersetzung versucht sich so nah wie möglich am Inhalt und Ausdruck der japanischen Übersetzung zu orientieren. Damit ist diese Übersetzung zwar treu, das macht aber eine Rückübersetzung nicht gerade schön. Doch diesen Zweck hat sie nicht zu erfüllen. Sie dient lediglich als Vergleichsversion, um Abweichungen gegenüber der englischen Originalversion aufzudecken. Auch ist der sich anschließende Englisch-Englisch-Textvergleich dazu geeignet, Auslassungen aufzudecken. Das Aufdecken von Auslassungen ist eine der wichtigsten Zielsetzungen einer Rückübersetzung. Informationen in technischen Handbüchern müssen vollständig übersetzt werden. Es geht dabei auch um das Vermeiden von Haftungsansprüchen. Somit ist eine Rückübersetzung und das Ausstellen eines Rückübersetzungszertifikats ein wichtiger Meilenstein im Qualitätsmanagement des Übersetzungsvorgangs. Die Rückübersetzung hat jedoch auch noch eine dritte wichtige Bedeutung: Sie erlaubt es, die Ausgangshandbücher zu überarbeiten und dabei Textstellen im technischen Handbuch so zu formulieren, dass sie bei der fremdsprachlichen Übertragung, d.h. der künftigen Erstübersetzung von Handbüchern ins Japanische, nicht zu Schwierigkeiten im Übersetzungsprozess führen. Anhand der Analyse und des dabei entstehenden Analyseprotokolls wird aufgezeigt, wo die Rückübersetzung und das Original auseinandergehen. Derartige inhaltliche Abweichungen sind nicht zulässig. Die Rückübersetzung führt dazu, dass Kommentare an das japanische Management des Unternehmens gesandt werden. In einer zweiten Rückübersetzung wird die Stelle noch einmal exakt zurückübersetzt. Das bedeutet, dass auch die geringsten Feinheiten zwischen den Sprachversionen herausgearbeitet werden. Im anschließenden Evaluierungsprozess wird eine Lösung dahingehend gefunden, ob die Originalversion zu überarbeiten ist oder ob eine Neuanfertigung der entsprechenden Textpassage von der Übersetzungsagentur gefordert wird. Die Rückübersetzung ist somit ein Controlling-Instrument, um die einzelnen Fremdsprachenversionen eines technischen Handbuches dem Original so weit inhaltlich anzupassen, dass der Ausdruck nicht darunter leidet. Eine unabhängige Rückübersetzung und die anschließende Analyse sind somit ein Controlling-Instrument in Bezug auf Zulieferer, wie Übersetzungsagenturen. Auch in der heutigen hochautomatisierten Zeit darf nicht übersehen werden, dass der Übersetzungsprozess zahlreichen Einflüssen unterworfen ist, die zu Ungenauigkeiten führen können. Die Rückübersetzung erlaubt die Beurteilung, ob diese innerhalb der Toleranz liegen oder nicht. Bei der doppelten Rückübersetzung kommt folgendes zur Anwendung: Die zurück übersetzte Version wird noch einmal ins Japanische übersetzt. Es wird nun geprüft, inwieweit die abgeänderte Version mit der ursprünglichen japanischen Übersetzung übereinstimmt. Durch diese zweimalige Rückübersetzung werden generelle Abweichungen innerhalb der Sprachsysteme aufgedeckt. Diese Abweichungen können zu einem Briefing der Übersetzer herangezogen werden, damit diese im folgenden ihre Arbeit intentionsgerecht durchführen können.
Sicher erscheint Ihnen der Aufwand des Rückübersetzens und gar des doppelten Rückübersetzens hoch, aber er ist ein probates Mittel, um stark lautmalerische Sprachen und auf Zeichen beruhende Sprachen, wie Japanisch, Koreanisch und Chinesisch, mit europäischen Sprachen vergleichbar zu machen. Eine Rückübersetzung ist etwa dasselbe, wie eine Werkzeugprüfung. Die Rückübersetzung ist somit Basis von Präzision und Richtigkeit.